Einrichtungsbefragung in ausgewählten Gesundheitsfachberufen in Berlin-Brandenburg ⎜ 195 4.10.4 Berufsspezifische Handlungsempfehlungen • Die Vergütung in der Physiotherapie ist – wie die Vergütung aller Heilmittelerbringer – gesetzlich an die Entwicklung der Grundlohnsumme gekoppelt (vgl. Kapitel 2.3). In den letzten Jahren lag das relative Wachstum der Grundlohnsumme zumeist unter der Inflationsrate, was Reallohnverluste bei den Heilmittelerbringern zur Folge hatte. Für eine Attraktivitätssteigerung des Berufs wäre daher die (temporäre) Aussetzung der Grundlohnsummenanbindung zu empfehlen, wie es beispielsweise im Bereich der vertragsärztlichen Vergütung (einschließlich Psychotherapie) im Jahr 2009 oder auch in der vertragszahnärztlichen Versorgung im Jahr 2013 geschehen ist. Eine solche Abkopplung könnte auch ein Baustein zum Ost-West-Ausgleich sein, der aus Sicht der physiotherapeutischen Einrichtungen neben der Vergütungssituation das zentrale Thema zur Verbesserung der Fachkräftesituation darstellt. Auch wenn eine entsprechende Bundesratsinitiative des Landes Brandenburg gescheitert ist, bleibt es unakzeptabel, dass sich der Ost-West-Lohnunterschied aufgrund struktureller Rahmenbedingungen in bestimmten Arbeitsmarktsegmenten noch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung weiter zuspitzt. Die Länder Berlin und Brandenburg sind aufgefordert, den politischen Diskurs über diese Schieflage zu forcieren, um der Segmentierung in einen ost- und einen westdeutschen Arbeitsmarkt entgegenzuwirken. • Der Beschäftigungsaufwuchs der letzten Jahre geht mit einer steigenden Beschäftigungserwartung und gleichzeitig sinkenden Ausbildungszahlen einher. Unter der Voraussetzung, dass die identifizierten Wachstumspotenziale realisiert werden, würde die Physiotherapie auf eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zusteuern, die sich sukzessive vergrößern würde. Um diese potenzielle Lücke zumindest etwas zu verringern und den Rückgang der Ausbildungszahlen abzumildern, wird empfohlen, die Ausbildung zur Physiotherapie flächendeckend kostenfrei anzubieten. In Brandenburg ist dies bereits weitgehend der Fall, indem Ausbildungsplätze über die Kassen (im Rahmen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes) finanziert werden. Es sollte daher geprüft werden, ob dieser Weg auch in Berlin gegangen werden kann. Klar ist angesichts der deutlich sinkenden Ausbildungszahlen in Berlin und Brandenburg aber auch, dass die Frage der Kostenfreiheit nicht die alleinige Entscheidungsgrundlage junger Menschen für oder gegen eine Ausbildung in der Physiotherapie ist. Demgemäß müssen Maßnahmen gefunden werden, die auf eine Attraktivitätssteigerung des Berufes insgesamt hinwirken. Neben den Vergütungsstrukturen sind daher auch fachlich-inhaltliche Aspekte von besonderer Bedeutung. • Ein Weg der Attraktivitätssteigerung könnte in der stärkeren Akademisierung der Physiotherapie liegen. Für eine Akademisierung spricht zum einen, dass aufgrund der zunehmenden Studierneigung der Schulabgänger/innen die Zielgruppe der künftigen Physiotherapeut/innen vergrößert werden würde. Zum anderen könnte durch die Akademisierung ein mehr auf Augenhöhe basierendes Verhältnis zwischen Arzt und Ärztinnen und Physiotherapeut/innen geschaffen werden, was Spielräume für innovative wie sektorenübergreifende Formen gesundheitlicher Versorgung eröffnet. Zu diskutieren wäre bspw.
196 ⎜ Einrichtungsbefragung in ausgewählten Gesundheitsfachberufen in Berlin-Brandenburg inwieweit mit voranschreitender Akademisierung der Direktzugang der Physiotherapie zu (ausgewählten) kassenärztlichen Leistungen realisiert werden kann. Gleichwohl sind die Kontextbedingungen einer Akademisierung zu beachten (siehe Abschnitt 1.1). Unklar ist derzeit, ob akademisch ausgebildete Physiotherapeut/innen zukünftig andere Leistungen erbringen werden als bislang von den berufsfachschulisch ausgebildeten Personen. Eine solche Aufgabenänderung ist nach Einschätzung der Verbandsvertreter bislang nicht zu erkennen, dürfte für eine Weiterentwicklung der gesundheitlichen Versorgung aber notwendig sein. Empfohlen wird daher, die Akademisierung in der Physiotherapie zu befördern und parallel den Aufgabenzuschnitt der akademisch ausgebildeten Physiotherapeut/innen entsprechend der erworbenen Kompetenzen weiterzuentwickeln. • Die Physiotherapie ist – vor allem im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung – durch eine sehr junge Altersstruktur gekennzeichnet. Da in der Physiotherapie mit bestandenem staatlichen Examen zwar eine Berufszulassung erteilt, häufig aber nicht den Praxisanforderungen entsprochen wird (weil abrechenbare Zusatzqualifikationen fehlen), ist die Bereitstellung eines entsprechenden Fort- und Weiterbildungsangebotes hoch notwendig. Da Physiotherapeut/innen oftmals gezwungen sind, direkt nach der Ausbildung in die Fort- und Weiterbildung zu gehen, wird empfohlen, bestehende Fördersysteme dahingehend zu prüfen bzw. weiterzuentwickeln, dass sie den spezifischen Anforderungen dieses Segments der Gesundheitswirtschaft gerecht werden. Der Berufseinstieg (bzw. die berufliche Weiterentwicklung) darf nicht an Finanzierungsengpässen der Absolvent/innen (und Fachkräfte) scheitern. Gefragt sind Instrumente, durch die eine (teilweise) Übernahme oder auch Vorfinanzierung von Kosten der Fort- und Weiterbildungen ermöglicht werden. Der sehr hohe Anteil an jungen Arbeitssuchenden in der Physiotherapie (vor allem in Brandenburg) könnte ein Indiz dafür sein, dass an dieser Stelle ein hoher Handlungsbedarf besteht. • In mehreren Zusammenhängen wurde die ähnliche Problem- und Interessenlage der verschiedenen Verbände in den Therapieberufen deutlich. Es wird empfohlen, diese gemeinsamen Interessen explizit herauszuarbeiten und gebündelt darzustellen. Zu prüfen wäre in diesem Kontext auch, inwieweit diese Interessen (mittelfristig) gemeinsam in Verhandlungen – auch mit den Kassen – vertreten werden können. Ziel dieser Konsolidierung wäre es, durch die Bündelung von Kapazitäten die notwendige Professionalisierung der Berufsverbände zu unterstützen und weiter voranzutreiben.
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